Die Revolution im Büro: Nachhaltige und zirkuläre Einrichtung auf dem Vormarsch

In der Vergangenheit war das Büro charakterisiert durch eine Anreihung von klassischen Schreibtischen, Stauraumelementen und Druckerecken – wobei primär die Funktionalität das Layout und die Einrichtung des gemeinsamen Arbeitsortes bestimmt hat.

Funktionalität allein reicht nicht mehr aus. Das Büro von heute muss nicht nur ästhetisch eingerichtet sein, sondern eine Umgebung schaffen, die zur Inspiration, Sichtbarkeit der Unternehmenskultur und Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls beiträgt. Doch was geschieht, wenn sich die Anforderungen an eben diese Einrichtung verändert?

Jährlich entstehen in der Europäischen Union rund 10 Millionen Tonnen Möbelabfall, wobei lediglich 30% davon rezykliert wird. Diese ökologische Belastung erfordert ein Umdenken. Nachhaltige Konzepte für Büromöbel bieten Lösungen, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch innovative und inspirierende Arbeitsumgebungen schaffen.

Die Möbelbranche ist im Umbruch – und ein Umdenken ist dringend notwendig

Es ist durchaus üblich, dass Unternehmen gegenwärtig mit Herausforderungen in Bezug auf die Wahl der eigenen Büroeinrichtung konfrontiert sind. Zum einen gibt es die allgemeine Wahrnehmung von Möbeln als «Wegwerfartikel». Dies steht im Widerspruch zu der Tatsache, dass viele Möbelstücke für eine lange Lebensdauer konzipiert sind und über Jahre hinweg ihren Dienst erfüllen könnten.

Eine weitere Herausforderung ist die Entsorgung von Mobiliar. Oftmals ist dieser Prozess aufwendig und somit mit hohen Kosten verbunden. Als Folge landen viele Möbelstücke, die durchaus noch nutzbar wären, in Lagern, wo sie jahrelang verstauben und letztlich ungenutzt bleiben.

Die zentrale Frage, die sich Unternehmen stellen sollten:

Ist es wirklich notwendig, bestehende Möbeleinrichtungen ungenutzt einzulagern oder komplett zu entsorgen, um Platz für Neues zu schaffen? Oder wäre es nicht zielführender, durch ressourcenschonende Strategien den Möbelabfall insgesamt zu reduzieren?

Neben der klassischen Wertstoffverwendung durch Recycling kristallisieren sich zunehmend bereits bewährte Herangehensweisen heraus, die eine umweltfreundlichere und ressourceneffiziente Handhabung von Büromöbeln fördern:

  • Upcycling: Ein stark gebrauchtes Möbelstück, wie zum Beispiel ein abgescheuerter Bürodrehstuhl, kann aufgepolstert werden, um ihm ein zweites Leben zu geben.

 

  • Repurposing: Durch kreative Ansätze können gebrauchte Möbelstücke anstelle der Ausmusterung eine neue Funktion erfüllen. Dies ist beispielsweise geschehen bei der Gestaltung des neuen Hauptsitzes Implenia Connect durch das Studio Hürlemann. Im Rahmen dieses Projekts hat das Architekturbüro nicht mehr benötigte Lateralschränke in mobile Projekttische mit integriertem Stauraum umgewandelt.

 

Implenia Connect Novu Office | Büroeinrichtung neu gedachtQuelle: Implenia Connect

 

  • Reusing: Die Kombination von neuen und 2nd Life Möbeln kann den Charakter eines Büros bereichern und gleichzeitig die Vorteile der Kreislaufwirtschaft nutzen. Ein harmonisches Zusammenspiel von neuen Möbeln und wiederverwendeten Einrichtungsstücken kann ein Büroumfeld schaffen, das sowohl ästhetisch ansprechend als auch ökologisch verantwortungsbewusst ist. Ein Projekt, welches noch einen Schritt weitergeht, ist das kHaus in Basel. Auf einer Gesamtfläche von rund 6’000 Quadratmetern wurde die Einrichtung mit fast ausschliesslich 2nd Life Möbel umgesetzt.

 

kHaus Basel
Quelle: Office Snapshots  

Diese Methoden sind nicht nur ökologisch verantwortungsbewusst, sondern können auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Auch wenn Upcycling und Repurposing in der Regel mit finanziellen Investitionen einhergehen, können Projekte mit einem Reusing in der Regel auch mit einem begrenzten Budget umgesetzt werden.

Ein effizienter Zugang zu 2nd Life Möbel kann in diesem Kontext eine Herausforderung darstellen. Digitale Plattformen wie Furniture Circle schaffen Transparenz von dezentralen Möbellagern und ermöglichen somit den Zugang zu gebrauchten Möbeln für Drittunternehmen, Mitarbeitende und weitere Interessenten.

Es ist an der Zeit, herkömmliche Denkmuster zu durchbrechen und nachhaltige Wege im Bereich Büroeinrichtung zu beschreiten. Positiv scheint, dass die Zurückhaltung, gebrauchte Möbel im Büro wiederzuverwenden, in den letzten Jahren abgenommen hat. Ansätze wie Upcycling, Repurposing und Reusing ermöglichen es negativen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren und gleichzeitig den Wert und die Lebensdauer von bestehenden Büromöbeln zu erhöhen.

Unternehmen, die sich für eine nachhaltige Möbelverwaltung entscheiden, positionieren sich nicht nur als umweltbewusste Arbeitgeber, sondern können bei geschickter Planung auch von Kosteneinsparungen und einer verbesserten Arbeitsumgebung profitieren.